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Im Iran setzen Lehrkräfte ihre Proteste gegen die Giftanschläge auf Schülerinnen sowie gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit fort. Das Regime reagiert mit Verhaftungen, Gefängnisstrafen und Berufsverboten. Davon sind zunehmend Lehrerinnen betroffen, die sich in der Protestbewegung engagieren.
Die Lehrerin Atekeh Rajabi wurde am 9. Mai verhaftet, als Lehrkräfte in der nordostiranischen Stadt Mashhad eine Protestkundgebung durchführten. Sie wurde in ein Gefängnis es Regime-Geheimdienstes in Mashhad verschleppt, wo sie aus Protest gegen ihre unrechtmäßige Verhaftung in einen Hungerstreik trat. Am 14. Mai wurde Atekeh Rajabi vorläufig freigelassen. Ihr droht nun eine Anklage und ein Prozess vor einem Regime-Gericht.
Atekeh Rajabi war Grundschullehrerin in einem Dorf in der Nähe von Mashhad. Im Januar 2023 wurde sie aufgrund ihrer Unterstützung der Protestbewegung aus dem Schuldienst entlassen.
Die Teheraner Lehrerin Farzaneh Nazeranpour wurde Mitte März 2023 wegen angeblicher „Propaganda gegen den Staat“ zu zehn Monaten Haft verurteilt. Seit dem 2. Mai ist sie im Teheraner Evin-Gefängnis in Gefangenschaft.
Fatemeh Tadrisi am Grab eines der Demonstranten, die im Herbst 2022 von Regimetruppen erschossen wurden
Die ebenfalls in Teheran lebende Lehrerin Fatemeh Tadrisi wurde seit dem Beginn der Bürgerproteste im September 2022 bereits dreimal verhaftet und zeitweise in verschiedenen Gefängnissen in Karaj und Teheran festgehalten. Die letzte Verhaftung erfolgte am 9. Mai, als sie an einer Protestkundgebung von Lehrern vor dem Parlament in Teheran teilnehmen wollte.
Kowkab Badaghi steht neben einer Tafel, auf der steht: „Mutige Menschen sind diejenigen, die Geschichte schreiben.“
Kowkab Badaghi, Sportlehrerin an einer Oberschule in Izeh (Südwest-Iran), gehört zu den elf Lehrerinnen und Lehrern aus der Provinz Khuzistan, die wegen angeblicher „Gefährdung der Staatssicherheit und Propaganda gegen das Regime“ angeklagt wurden. Sie muss sich am 17. Juni vor dem Revolutionsgericht in der Provinzhauptstadt Ahwaz verantworten.
Nach einem Protestaufruf der iranischen Lehrergewerkschaften haben Lehrkräfte am 9. Mai in der Hauptstadt Teheran und 14 iranischen Provinzen vor den Bildungsministerien und Schulämtern demonstriert. Sie protestierten gegen die Giftanschläge auf Mädchenschulen und forderten die Freilassung der Lehrerinnen und Lehrer, die wegen ihres gewerkschaftlichen oder menschenrechtlichen Engagements in Haft sind.
Außerdem forderten die Lehrkräfte bessere Arbeitsbedingungen, gerechte Löhne und das Ende der Diskriminierung und Unterdrückung an den Schulen. Die Protestbewegung macht die korrupte Diktatur für die Vernachlässigung des Bildungsbereichs und die soziale Ungerechtigkeit im Iran verantwortlich.
Die Gehälter der Beschäftigten im iranischen Bildungsbereich wurden seit Jahren nicht an die wirtschaftliche Situation des Landes angepasst. Immer wieder müssen Lehrkräfte monatelang auf die Auszahlung ihrer Gehälter warten. Das Regime ignoriert ihre Forderungen und kürzt die Mittel für den Bildungsbereich weiter.
Die Protestkundgebungen am 9. Mai fanden statt, obwohl Regimetruppen eingesetzt wurden, um sie zu verhindern. In der nordwestiranischen Stadt Sanandaj gingen Regime-Polizisten mit Schlagstöcken gegen die friedlich protestierenden Lehrer vor.
Die Bildungsinternationale (BI), der Dachverband von rund vierhundert Bildungsgewerkschaften aus 170 Ländern, hatte das Teheraner Regime bereits im Februar 2023 aufgefordert, alle Gefangenen sofort und bedingungslos freizulassen, die im Zusammenhang mit ihrer Gewerkschaftsarbeit inhaftiert sind. Die BI fordert darüberhinaus die umgehende Freilassung aller Lehrkräfte, Studierenden und anderer Bürgerinnen und Bürger, die wegen ihrer Teilnahme an den friedlichen Protesten für Demokratie festgenommen wurden. Das Recht auf Versammlungsfreiheit müsse für alle Menschen im Iran gewährleistet werden.
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Bildungsinternationale fordert Freilassung von Lehrkräften und Studenten im Iran