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Namhafte Menschenrechtler aus Deutschland und anderen Ländern haben einen dringenden Appell an die internationale Gemeinschaft gerichtet, ihre Menschenrechtswerte zu verteidigen und dringend zu handeln, um weitere Massentötungen in den Gefängnissen des iranischen Regimes zu verhindern.
Berlin: Mahnwache gegen die Hinrichtungen im Iran
Angesichts der grausamen Hinrichtungswelle im Iran haben Menschenrechtsverteidigerinnen und -Verteidiger aus Deutschland und anderen Ländern an die Weltgemeinschaft appelliert, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, bevor es zu spät ist. Zu den Unterzeichnern des Appells gehören u.a. die langjährige Präsidentin des Deutschen Bundestages Rita Süssmuth und die ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Wolfgang Huber und Margot Käßmann.
Hier Auszüge aus ihrem offenen Brief vom 10. Oktober 2025:
Am Welttag gegen die Todesstrafe richten wir Unterzeichnenden einen dringenden Appell an die internationale Öffentlichkeit: 17 politische Gefangene im Iran stehen unmittelbar vor der Hinrichtung, während bereits 1.200 Menschen allein in diesem Jahr exekutiert wurden. …
Unter ihnen: Vahid Bani-Amerian (33), hochbegabter Elektroingenieur mit Master in Strategischem Management (Spitzenuni), Gewinner in Mathematik, Schwimmen, Zeichnen. Laut Amnesty International wurde er am 22.12.2023 festgenommen, während der Verhöre gefoltert und misshandelt (wiederholte Schläge, Auspeitschungen, Todesdrohungen unter vorgehaltener Waffe), zwei Monate in verlängerter Einzelhaft gehalten, im Oktober 2024 zum Tode verurteilt – seitdem im Todestrakt. …
Der September 2025 markierte mit 200 Hinrichtungen, darunter sechs Frauen, den höchsten Monatswert seit 1988; insgesamt wurden 2025 bereits 37 Frauen exekutiert.
Der Iran hält damit den traurigen Spitzenplatz bei Hinrichtungen pro Kopf weltweit. Laut Amnesty International entfielen 2024 rund 64 Prozent aller erfassten Exekutionen global auf den Iran – in diesem Jahr ist die Lage noch schlimmer.
Angesichts wachsender innerer Unzufriedenheit und zunehmender regionaler wie internationaler Isolation richtet das Regime seine Brutalität zunehmend gegen oppositionelle Stimmen im Inland.
In Teheran wird die Todesstrafe für eine Vielzahl vermeintlicher "Vergehen" instrumentalisiert – nicht zur Rechtsprechung, sondern zur Einschüchterung und Terrorisierung der Gesellschaft; deshalb finden so viele Hinrichtungen öffentlich statt.
Jahrzehntelange Straflosigkeit hat diese Verbrechen möglich gemacht. Am 8. Juli 2025 pries die staatliche Nachrichtenagentur Fars das Massaker von 1988 an 30.000 politischen Gefangenen – davon rund 90 Prozent MEK-Angehörige – unverhohlen als "erfolgreiche historische Erfahrung", die zu wiederholen sei. In seinem Bericht vom Juli 2024 stufte Prof. Javaid Rehman, damaliger UN-Sonderberichterstatter für Iran, das Massaker als offenkundiges Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord ein. Parallel dazu zerstört das Regime weiter Massengräber, um Spuren dieser Gräueltaten zu tilgen. Am 3. September warnte Amnesty International vor der Gefahr einer Wiederholung des Massakers von 1988. Die Geschichte darf sich nicht wiederholen.
Unsere Forderungen zum Welttag gegen die Todesstrafe
• Klartext vom UN-Hochkommissar Volker Türk: Deutliche Stellungnahme zu Irans Hinrichtungen – insbesondere aus politischen Gründen – und Vorantreiben unabhängiger Untersuchungsmissionen zur Rechenschaftspflicht.
• Entschlossenes Handeln: Der UN-Sonderberichterstatter, die UN-Untersuchungskommission zu Iran und alle internationalen Menschenrechtsgremien müssen Maßnahmen ergreifen, um ein weiteres Massaker zu verhindern.
• Druck der Demokratien: Demokratische Regierungen sollen die Verantwortlichen im iranischen Regime zur Rechenschaft ziehen und das gravierende Menschenrechtsdossier Irans dem UN-Sicherheitsrat vorlegen – mit dem Ziel konkreter, sanktionsbewehrter Schritte.
Es geht nicht nur um Gerechtigkeit für die Opfer, sondern um die Glaubwürdigkeit der internationalen Gemeinschaft, ihre Werte zu verteidigen und Massenverbrechen zu verhindern. Jetzt handeln – bevor es zu spät ist.
NEIN zur Todesstrafe! Anlässlich des Welttages gegen die Todesstrafe, der alljährlich am 10. Oktober begangen wird, rufen wir die internationale Gemeinschaft auf, sich wirksam für den Stopp der Hinrichtungen und die Abschaffung der Todesstrafe im Iran einzusetzen.
Menschenrechtsexpertinnen und -Experten der UNO fordern konkrete internationale Maßnahmen, um Druck auf das Regime im Iran auszuüben, damit der Hinrichtungswelle ein Ende gesetzt wird: "Die internationale Gemeinschaft darf angesichts solch systematischer Verletzungen des Rechts auf Leben nicht schweigen!"
Der Tod der Frauenrechtlerin Somayeh Rashidi zeigt erneut, mit welcher Grausamkeit das iranische Regime gegen Freiheitsaktivisten vorgeht. Die politischen Gefangenen im Iran brauchen dringend den Schutz und die Hilfe der internationalen Gemeinschaft. Der Einsatz für die Freilassung der Häftlinge, insbesondere der Kranken, muss massiv verstärkt werden.